Reiterfamilie

Reiterfamilie

13. Januar 2017 Aus Von Viviane

In der letzten Zeit habe ich Beiträge auf meiner Instagramseite gepostet, wo mein Papi zu sehen ist. Daraufhin kamen viele Fragen ob wir eine Reiterfamilie sind und mein Papa auch etwas mit Pferden zu tun hat. Reitet er eventuell sogar?

Ja, wir sind eine kleine Reiterfamilie. Mein Papi hat schon als Kind auf dem Pferderücken gesessen. Seine erste große Pferdeliebe hieß Lotte. Ein großes schweres Lastenpferd, dass während der Heuernte den Wagen ziehen musste. Dieser kleine Knirps mit viel Unsinn im Kopf, war nicht eine Sekunde davon abzuhalten auf den Rücken von Lotte zu klettern. Als er größer wurde, durfte er die Ponys vom Bauern in der Nachbarschaft reiten. Er war schon immer gerne draußen, so auch mit den Fjordis. Meistens kamen diese aber alleine wieder zurück gerannt, weil er meinte er wäre DER Springreiter und müsste versuchen mit ihnen über Baumstämme, oder irgendwelchen Objekten die nach Sprung aussahen, hüpfen. Er durfte dann ganz dreckig zu Fuß den Heimweg antreten und sich eine Standpauke von meiner Oma abholen, denn die fand das gar nicht witzig, den Matsch aus der Kleidung wieder rauszuwaschen. Aber er wollte ja nicht hören. Den Pferdevirus wurde er, trotz unzähligen stürzen, nicht los und so kaufte er sich sein erstes eigenes Pferd. Aber nicht so wie die meisten jetzt denken. Er war zu dem Zeitpunkt schon Student, aber mit wenig Geld in der Tasche. Also rettete er ein Pferd vom Pferdemetzger und Ingo trat in sein Leben. Ingo war ein sturer Ungar, den er liebevoll aufpäppelte. Bald darauf folgten unzählige Pferde, die in das Leben von meinem Papa nicht immer einfach machten. Einige kenne ich noch aus meinen Kindertagen oder von Fotos, wo ich als kleiner Stöpsel mit breiten Grinsen auf ihrem Rücken sitze. 

Meine Mama und mein Papa lernten sich in unserem Reitstall kennen, deshalb wurde mir der Pferdevirus bereits in die Wiege gelegt.   

Ich habe angefangen auf Schulpferden zu reiten. Aber ich war schon immer eine sehr ängstliche Persönlichkeit und so war ich nicht immer davon erpicht im Sattel zu sitzen. Gerade wenn es um den Galopp ging. Da wurde geheult wie ein Schlosshund.

Ich habe es auch mal mit Voltigieren probiert. Aber turnen auf dem Pferd, war mir absolut nichts. Heute bewundere ich die Menschen, die sich diesen Sport ausgesucht haben. Ich würde wahrscheinlich schon bei dem ersten Versuch überhaupt auf das Pferd zu kommen, ganz elegant meine eigenen Beine ineinander verknoten und dann schön mit dem Gesicht bremsen. Also dieses Thema war schnell für mich erledigt und ich ritt weiter brav meine Reitstunden. Irgendwann wurde das Geheule von mir weniger, weil ich verstanden habe, dass es nichts schlimmes ist durch die Halle zu düsen und die Reitstunden fingen an Spaß zu machen. Irgendwann durfte ich dann das Pferd von meinem Papi reiten. Wir waren sogar einmal Indianer an Faslam mit einem riesen Federschmuck. Das war total aufregend. Meine „Reitkünste“ wurden immer besser und das große Highlight war die Samstagsgruppenstunde. Mit anderen Kindern und Pferden. Da wurde sogar jede Woche getauscht. Aber wehe, man musste das Pferd reiten, was man wirklich „blöd“ fand. Da kam der Schlosshund wieder aus seinem Versteck und es wurde gemeckert was das Zeug hält. Es half nichts. Man konnte nicht immer das „Lieblingspferd“ reiten. Aus den Gruppenreitstunden wurden dann Einzelreitstunden mit dem eigenen Pferd. Wie ich zu meinem ersten eigenen Pferd gekommen bin, habe ich in einem anderen Blogpost schon berichtet. (https://vivianesblog.de/lola-die-prinzessin-im-haus)

Dann zog ich in den Norden. Ich ritt nur noch in den Ferien und an den Wochenenden bei meinem Papa. Eine schöne Zeit, an die ich mich sehr gerne zurück erinnere. Aber so ganz ohne Pferde ging es doch nicht und so suchte ich mir „oben“ eine Reitbeteiligung. Leider ist das nicht das gleiche, wenn man sein eigenes Pferd woanders stehen hat. Noch dazu hatte die Besitzerin eine ganz andere Vorstellung von dem, was ich mit dem Pferd machen durfte als ich . Schnell trennte ich mich wieder von dieser Idee, eine Reitbeteiligung zu haben und fing an im Reitverein zu reiten. Das machte auch wirklich Spaß, denn meine Freundin und ich durften immer zusammen in den Stunden durch die Gegend trudeln. Demnach  ließen meine Kenntnisse übers Reiten nicht ganz nach. Auch wenn ich sehr oft in Hessen gewesen bin, wollte ich mich auf keinen Fall blamieren.

2012 zog ich wieder zurück nach Hessen und meine „Reiterkarriere“ nahm ihren Weg. Ich begann mit den ersten Turnieren und sehr intensiven Unterrichtseinheiten, die mich wirklich weit gebracht haben und auch heute noch weiter bringen. Man lernt niemals aus.

Mein Papi ist (so wie ich) jeden Tag im Stall und kümmert sich um unsere Pferde. Wir fahren zusammen auf die Turniere (obwohl ich einen Hängerführerschein habe), denn ohne ihn auf Turnier zu fahren endet manchmal nicht ganz unchaotisch. Nicht, dass es mit ihm nicht auch schon oft genug passiert ist, dass wir wie verrückte über den Hängerparkplatz gehechtet sind, weil ich mal wieder die Zeiteinteilung „ganz genau gelesen“ habe.  Aber solche kleinen Fauxpas sind doch immer wieder herrliche Erinnerungen.

Ohne meinen Papi, wäre ich wahrscheinlich eine Ballerina auf der Bank geworden oder Fruchtfliegenzüchter. Aber auf keinen Fall wäre ich die Reiterin, die ich heute bin. Und das macht mich Stolz zu sagen, dass er mir den gesamten Reitsport ermöglicht und ich meine Träume und Ziele durch seine Hilfe leben kann. Ich habe ihm ein ganz tolles Pferd zu verdanken, dass es ohne ihn nicht geben würde. Und auch so, kann ich sagen, dass mein Papi ein ganz toller Mensch ist, der glücklicherweise meine Schabrackensucht akzeptiert und die meiste Zeit entweder schweigt oder wenigstens so tut, als würde er meinen doch manchmal sehr übertriebenen Shoppingwahns, totaaaal toll finden.

Ich kann euch sagen, auch wenn es manchmal echt kompliziert ist einem Mann zu erklären, weshalb es wichtig ist noch eine Schabracke und die passenden Bandagen zu kaufen, ist es ein ganz tolles Gefühl, wenn er bei meinen Reitstunden in die Halle kommt, uns kurz zu sieht und mir abends sagt, dass es nach einem erfolgreichen Training ausgesehen hat. Leider kann ich ihm nie die Frage stellen wie er unser „Outfit of the day“ gefunden hat, denn da würde ich wahrscheinlich nicht die Antwort bekommen, die ich mir erhofft hatte. Ich habe wirklich Glück mit dem Menschen der mich auf all meinen Lebenswegen begleiten wird und ich hoffe er weiß, dass ich ihm für alles unendlich dankbar bin.