Ein Vogel fliegt auch nie in konstanter Höhe
Warum #TeamVogel ?
Vogel ist die Umschreibung die zu 110 % zu Conrado passt. Er ist manchmal so schreckhaft, so flink und so verrückt wie ein frei lebender Vogel. Ich glaube, einen Vogel kann man nur bis zu einem bestimmten Punkt zahm bekommen. Conrado ist genauso. Er vertraut einem nur solange, bis etwas Neues kommt – alles was neu, fremd und nicht im geringsten auf seinem gewohnten Terrain passiert, ist für ihn eine „Gefahr“. Er wird im ersten Moment davor flüchten und im nächsten prustend, zögernd und fremdelnd die neue Situation prüfen. Der erste Schritt ist aber immer der zur Flucht. Ruckartig, flink und meistens in Momenten, in denen man nicht daran denkt. Da heißt es Knie zu und Zügel kurz, sonst bekommst du keine Kontrolle mehr über die Situation.
Er bekommt regelrecht Panik, wenn Lautsprecher piepen oder laut Surren. Alles was sich bewegt, wie Planen die im Wind flattern. Decken an der Bande sind die ersten 15 Minuten teuflische Gespenster, die jederzeit bereit dazu sind, Vogelkinder wie Conrado zu fressen. Laute Musik sorgt für einen enormen Schweinsgalopp quer durchs Viereck. Siegerehrungen sind mir leider nur möglich, wenn es erlaub ist, vor der Ehrenrunde wieder raus zu reiten. Ich weiß nicht, woran es liegt, dass er eine echte Panik entwickelt, wenn alles um ihn herum laut wird und dazu noch andere Pferde galoppieren. Ich hatte schon in manchen Prüfungen meine liebe Not, mein kurz vorm Herzinfarkt stehendes Pferd unter Kontrolle zu bekommen. Die größte Rettung ist dann Papa, der am Einritt wild winkend auf uns wartet, beziehungsweise uns auffängt. Alles ist wieder gut, sobald wir in sicherer Entfernung des Geschehens sind. Eigentlich ist es total schade, denn Siegerehrungen sind doch was ganz Besonderes.
Und trotzdem sind wir, obwohl es auf Turnieren – eher gesagt in nicht heimatlichen Gefilden immer ein Glücksspiel ist, ein Team.
Aber warum denn Team? Ein Team besteht aus mindestens 2 Lebewesen, die füreinander da sind – versuchen das bestmögliche zu schaffen und gemeinsam ans Ziel zu kommen. Auch wenn ich von Conrado nicht immer behaupten kann, dass er täglich alles für mich gibt und auf Turnieren zu Höchstformen aufläuft, sind wir ein Team. Denn ohne ihn, würde ich heute reiterlich nicht so weit sein. Durch ihn habe ich gelernt für das zu kämpfen, was ich erreichen möchte. Die Dinge, die im Leben nicht so gut laufen, zu verbessern. Aber vor allem habe ich gelernt, niemals aufzugeben! Hätte ich nach unserer ersten Turniersaison aufgegeben, hätte ich zum Beispiel niemals in Alsfeld beim Dressurcup Mittelhessen in der Einzelwertung, zum aller ersten Mal auf dem Treppchen gestanden. Ich hätte niemals gespürt, was es bedeutet sich einen unbestreitbaren Weg wieder freizuschaufeln – ich hätte schlichtweg nicht gelernt, dass Durchhaltevermögen irgendwann belohnt wird. Kleinigkeiten, die für manche Menschen nichts wert sind, als größtes Geschenk zu sehen. Denn selbst manchmal ist das kleinste Glück das Größte und schönste dieser Welt.
Conrado ist auf seine ganz eigene Art und Weise der beste Teil unseres Teams. Auch wenn ich manchmal schreien, weinen und weglaufen würde, ist es er, der mich aufhält und mir jeden Tag zeigt, dass Aufgeben niemals eine Option sein wird.
Warum #TeamVogel? Weil Conrado und ich ohne große Worte zu diesem verschmelzen. Ein Vogel fliegt auch nie in konstanter Höhe. Er steigt, er sinkt, er landet. Aber er fliegt immer wieder zurück in die Höhe, damit er niemals den Horizont aus den Augen verliert.
Und genau das möchte ich auch niemals. Mein Ziel aus den Augen verlieren. Vielleicht gibt es irgendwo Grenzen, aber wer weiß schon, wo diese sind? Der Horizont scheint auch niemals zu enden.