Universität Holzpferd 2.0

Universität Holzpferd 2.0

16. April 2018 Aus Von Viviane

In meinem ersten Teil der inzwischen schon sehr bekannten Universität Holzpferd, geht es um die Menschen die sich „LK! am Zaun“ nennen. Nach meinen ganzen Recherchen gibt es seit einigen Wochen ein neues Unterrichtsfach, welches sich „Ehrlichkeit und echte Leidenschaft“ schimpft. Dass sich die Gelee(h)rten der Uni „Holzpferd“ mit ganz viel Leidenschaft und Ehrlichkeit beschäftigen, bekommen wir während des alltäglichen Wahnsinns auf Instagram mit. Wir (Reitsport)Influencer teilen alles mit der Welt. Freude, Leid und neue Dinge des Alltags.

Das Unterrichtsfach „Ehrlichkeit und echte Leidenschaft“ oder kurz gesagt „die AllesMacher“ basiert auf dem Thema Produktplatzierung. Hier wird geleert, dass man nur wirklich etwas erreichen kann, wenn man soviel wie möglich hat und so viel wie möglich zeigt. Es muss immer aktuell sein. Neu. Und vor all dem „supercool“, weil es alle machen. Mit dem Strom schwimmen – so ist die Devise, die während des Trockenschwimmunterrichts gelee(h)rt wird. Die Universität „Holzpferd“ besteht aus Regeln, an die man sich zu Halten hat, um die Aufmerksamkeit und die Höhe der Wellen entsprechend hochzuhalten. Dran bleiben. Sie haben immer wieder etwas zu „erzählen“, auch wenn wir alle dieses „Erzählte“ schon mindestens 20x gehört haben. Mit dem Strom schwimmen: weil es einfacher ist und irgendwie unaufwendiger. Die Sprecherin der Universität meint, dass nur Menschen die mit dem Strom schwimmen nicht untergehen können. Weil sie gehalten werden, von den anderen in der Masse.

LK1 am Zaun hat diese Sache inzwischen schon für sich genutzt. Sie haben sich fest auf den Social Media Plattformen etabliert. Ohne sie wäre es langweilig. Da wäre es immer ruhig auf hoher See – kein voran kommen auf weite Sicht gesehen. Wir wissen, dass es sie gibt. Wann sie kommen und angreifen, ist nicht immer ersichtlich. Aber, dass sie kommen, ist klar wie Kloßbrühe. Sie wachsen und belee(h)ren sich weiter. 

„AllesMacher“ sind Menschen, die müssen viel machen. So zumindest steht es im Leerplan der Universität „Holzpferd“. In ihrem Unterricht geht es darum, wie man am Besten die ganze Zeit von Dingen erzählt, ohne die man sich ein Leben im Reitstall nicht mehr vorstellen kann. Es geht um Produkte, die sie zugeschickt bekommen. Sie haben sogar „Analyseunterricht“, wie es sich am Besten an den „Reiter“ bringen lässt, ohne dabei wie ein Produktmessi zu wirken. Heute präsentieren sie das und morgen jenes. Da kommt man als „Normalo“ gar nicht mehr hinterher, welches Produkt jetzt „gut“, „supergut“ oder „perfekt für jeden Tag“ ist. Das fängt beim Ansehen an und hört beim Nachkaufen auf.

Zu guter Letzt werden Freunde von Freunden gefragt, wie sie an das Produkt gekommen sind. Wieso sollte man sich denn nicht zu erst die Produkte selbst erwerben und dann schauen, ob das Produkt wirklich zu einem passt und ob man dahinter steht. Nein – die Einheit besagt, dass wir alle irgendwo sehen müssen, wo wir bleiben. Eine Hand wäscht die andere. Es ist wie ein Strudel, der einen immer mehr hineinzieht. Eine Spirale des Konsums. Der eine hat es, der andere will es. Und so steht es im Lee(h)rbuch. Werben für den guten Zweck. In diesem Fall für die Firmen, die diese Klasse mit Produkten nur so erdrückt. In den Unterrichtsstunden wird, analysiert und geplant – alles strategisch gefiltert für die beste Werbestrategie ohne groß für Schlagzeilen zu sorgen. 

Was mich an dieser Klasse so stört, ist die Masche des Hamsterns. Ich habe meine liebsten Lieblingsprodukte und arbeite gerne mit Firmen zusammen hinter denen ich stehe. Mit denen ich mich zu 110 % identifizieren kann. Angefangen bei der Fellpflege bis hin zu meiner Kleidung, die mich durch den Alltag im Reitstall begleiten. Instgram soll in meinen Augen doch keine Werbeplattform werden. Es geht doch um den Spaß, um da was wir in unserem täglichen Wahnsinn erleben und nicht nur, um das, was der eine hat und der andere nicht. 

Ehrlichkeit, dem Follower gegenüber und echte Leidenschaft unseres Hobbys gegenüber. Vielleicht auch unserem Beruf. Was in meinen Augen ganz wichtig ist, den Fokus nicht zu verlieren. Nicht zu einer Werbeplattform zu mutieren, die sich für jeden Kram der ganz fabelhaft klingt, ausnutzten zu lassen. 

Es ist doch auch so, dass wir das Ganze doch merken. Wer benutzt was wirklich regelmäßig, kann man Veränderungen erkennen, sind die Dinge wirklich so prima, wie sie angepriesen werden? Sicherlich darf das jeder so machen, wie er es für richtig hält, aber können wir dieser Produktschlacht nicht irgendwie ein bisschen entgegen wirken und ehrlich sein, wenn wir schon für Werbezwecke dienen? Was bringt einem dieses „hamstern“ von Produkten, außer, dass diese im Schrank verstauben und wir unseren Ruf als Influencer (zu deutsch: Beeinflusser) kaputt machen?

Mein Blog ist mein Tagebuch, kein Geheimes, sondern ein öffentliches. Wo ich hinter all dem stehe, was ich zeige. Ich nutze meine Reichweite, um euch Dinge zu zeigen, die mich überzeugt haben und vor allem, die ich euch aus meinen Erfahrungen heraus, ans Herz legen möchte. Und wenn ich von einem Produkt nicht überzeugt bin, dann spreche ich ehrlich darüber. Mit EUCH. Mit den Firmen, was diese besser machen um zu MEINEM Produkt, welches ich dauerhaft verwenden möchte, zu werden. Wir sind der „Umsatz“ von morgen und wir dürfen uns nicht verkaufen. Das ist die Leidenschaft und der Spaß an der ganzen Sache in meinen Augen nicht wert. Auch ich musste das mit der Zeit erst mal lernen. Natürlich kann man Produkte testen, die man zugeschickt bekommt, aber man sollte darauf achten, dass man auch seine ehrliche Meinung dazu sagt. Man muss es nur offen kommunizieren und seine Meinung zu sagen, ist soweit ich weiß, noch nicht verboten.