Pausentag

5. März 2017 Aus Von Viviane

Ich finde dieses Thema ist eines der wichtigsten, das es im Pferdesport geben kann. Wenn unsere Pferde viel geleistet haben, egal wie und wann haben sie sich eine Pause verdient. Ich möchte euch einmal erklären, wie ich dieses Thema so gut es geht umsetze. Conrado soll nicht durch ständiges Lektionen üben und die Viereck-Reiterei den Spaß an der Arbeit verlieren.

Da ich unter der Woche erst gegen 18:30 Uhr in den Stall komme, muss ich sein und mein Programm so gestalten, dass Conrado einen pferdegerechten Alltag hat. Im Winter ist das Programm ein wenig anders als im Sommer. Deshalb möchte ich nun einmal erklären wie der Alltag meiner Pferde beziehungsweise das von meinem Vogel in der kälteren Jahreszeit aussieht:

Montag bis Freitag dreht er jeden Morgen nach dem Frühstück für 40 Minuten seine Runden in unserer Führanlage. Bei gutem Wetter kommt er dann für ein paar Stunden auf die Wiese. Danach kommt er wieder in seine Box. Mein Papa fährt jeden Tag in der Mittagspause in den Stall und macht ein kurzes Bespaßungsprogramm mit beiden Pferden. Lola steht meistens schon nach dem Beenden ihres Frühstücks auf der Weide, da sie keine Führmaschine mehr geht. Es sei denn, die Koppel ist wegen zu schlechten Wetter nicht nutzbar. Da machen wir eine Ausnahme. Zum Mittagsprogramm gehört also dazu, dass mein Papa die Pferde wieder in Ihre Boxen bringt, damit sie ihr Mittagessen aufessen können. Entweder davor oder danach geht er jeweils mit einem der beiden in unsere kleine Reithalle, lässt sie sich wälzen, laufen oder ab und zu longiert er am Stallhalfter. Das bedeutet: Am Mittag haben sie schon ihr leichtes Bewegungsprogramm hinter sich. Danach geht es wieder ins „Bettchen“ und dürfen ihren Mittagsschlaf machen.

Was ich dazu noch wichtiges zu sagen habe: Meine Pferde stehen nicht 24/7 in ihrer Box und sehen immer nur die gleichen Dinge. Box-Halle-Box. Mir ist es sehr wichtig, dass Pferde nicht immer nur das gleiche Programm haben. Sie brauchen viel Bewegung und vor allem Abwechslung. Ich denke, wenn wir das auf uns Menschen übertragen, ist es mehr als verständlich zuzusehen, dass wir unseren Pferden so viel echtes Pferdeleben lassen wie es nur geht. Es sei denn, das Pferd ist Krankheitsbedingt an andere „Vorgaben“ gebunden, aber das ist wiederum etwas anderes.

Da ihr sonst immer nur auf Instagram von meinem Pferdealltag mitbekommt, habe ich mir gedacht ich berichte ich einmal wie ich mir die perfekte Woche vorstelle. Aber jeder kennt es – nicht immer läuft alles nach Plan und im Umstrukturieren sind wir Reiter weit vorne in der Rangliste.

Meine Trainingswoche sieht wie folgt aus:

Montag: leichte Arbeit – entweder reite ich locker vorwärts / abwärts, longiere, lasse in der Halle frei laufen oder bemühe mich in der Bodenarbeit. Wir beginnen die Woche somit ganz leicht.

Dienstag: Wir nehmen in unsere Arbeit wieder Lektionen hinzu. Das bedeutet wir üben noch einmal das was wir in der Reitstunde so oder so trainieren werden. Dazu gehören vor allem die Seitengänge und die Übergänge.

Mittwoch: Reitstunde bei meiner Trainerin. Je nachdem was wir zur Zeit versuchen an Lektionen zu verfeinern, trainieren wir auf ein gutes Ergebnis hin.

Donnerstag: Dieser Tag ist sein freier Tag. Conrado ist 3 Tage am Stück gelaufen und hat sich eine Pause verdient. Nun ist es aber so, dass Pause heißt, dass er absolut gar nichts macht. Donnerstags ist bei uns Springstunde und deshalb die Reithalle belegt. Was uns nicht an lockerer Longenarbeit oder Bodenarbeit hindert, denn wir haben noch eine Reithalle in der wir uns dann vergnügen. Also hat er in diesem Sinne am Donnerstag einen „reiterfreien“ Tag. Dieser freie Tag einmal in der Woche, ist für seinen Kopf sehr wichtig. Er braucht diesen, ansonsten war es bisher immer so, dass er in seiner Arbeit an den Reittagen tendenziell immer mehr den Spaß und an Lernbereitschaft verloren hat. Somit haben wir diesen wertvollen Tag für ihn ins Leben gerufen.

Freitag: Conrado’s Beritttag. Durch die Hilfe meiner Trainerin sind Conrado und ich schon so viel weitergekommen. Sie kann sich mehr in mich hineinversetzen, wenn wir zwei Tage zuvor unsere Probleme in einer der Lektionen hatten. Der Beritt hilft mir und meinem Pferd so viel weiter, dass ich diesen auf gar keinen Fall mehr weg lassen würde. Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen und ich kann nicht alle Lektionen auf Anhieb perfekt reiten und alles ganz prima umsetzen. Conrado hat schon mehr Erfahrung in den Dressurlektionen als ich und genau deshalb ist eben der Beritt  da – er soll ihn weiterhin in seinem Können fördern, ihn weiterbilden und auf alle Fälle gelerntes nicht in Vergessenheit geraten lassen.

Samstag: Wenn nicht gerade die Turniersaison im vollen Gange ist, reite ich ein lockeres Programm. Ich feile weiterhin an dem was wir schon können um es eben noch besser zu machen. Oder ich longiere Conrado ausgebunden, lasse ihn Stangenschubsen (Mein Pferd ist kein geborenes Springtalent) oder ab und zu darf er auch Freispringen. Das aber nur, wenn ich jemanden habe, der mir helfen kann.

Sonntag: Tag der Abwechslung. Ich gehe entweder mit ihm spazieren oder reite. Wenn ich reite, dann meistens mit ein paar Highlights, die ich auch in meine Bodenarbeit mit einbeziehe. Dann kann es durchaus mal vorkommen, dass bunte Planen über der Bande hängen. Stühle im Viereck stehen oder wir arbeiten mit Trabstangen. Dieser Tag wird von mir meistens spontan geplant, da ich so viele Überraschungsmomente haben möchte wie möglich. Es soll nicht langweilig werden und mein Pferd soll schon gar nicht erst denken, es ist jeden Tag das gleiche.

Und dann beginnt die Woche bereits wieder von vorne.

Ich möchte noch einmal auf den „Pausentag“ eingehen:

Nicht jedes Pferd tickt gleich, das ist genauso wie bei uns Menschen. Die einen können Arbeiten bis zum Umfallen und die anderen müssen sich einen Tag mit etwas anderem Beschäftigen um sich wieder auf die Arbeit zu konzentrieren. Wir haben das Glück, dass wir Wochenende haben. Da machen wir was wir wollen. Ich möchte, dass mein Pferd genauso einen schönen Ausgleichtsag hat und den Spaß an der Arbeit nicht verliert. Ich zeige ihm so oft es geht neue Dinge die unsere Welt für uns bereit hält. So erarbeite ich mir nicht nur ein Stückchen mehr sein Vertrauen – ich bereite ihn auch so zu sagen auf unerwartete Dinge vor. Der Tag an dem er seinen Pausen Tag hat – steckt auch voller Überraschungen, nur mit dem Unterschied, dass er keinen Reiter auf seinem Rücken trägt.