Lola geht in Rente

Lola geht in Rente

9. Januar 2017 Aus Von Viviane

Ich weiß nicht genau wie ich diesen Blogpost hier beginnen soll. Es fällt mir schwer die richtigen Worte zu finden, ohne direkt zu sentimental zu werden.

Mein Papi und ich haben die Entscheidung getroffen, dass Lola ab dem Frühjahr 2017 in Rente gehen soll. Wieso wir zu dieser Entscheidung gekommen sind, möchte in diesem Beitrag einmal erklären.

2015, unsere zweite und leider auch letzte Turniersaison war mit mehreren Lahmheitsausfällen verbunden. Lola lief immer mal wieder taktunrein. Wir vermuteten erst, es sei mit meinem Reitunfall mit ihr verbunden. Aber diese Diagnose konnte nicht bestätigt werden, denn auf Röntgenbildern war nichts zu sehen. Wir nahmen sie dann immer für ein paar Tage oder auch Wochen aus dem Programm und sie durfte sich auf der Weide auskurieren. Die Pausen taten ihr gut, denn nach ein paar Tagen lief sie wieder klar. Jedoch kamen diese Attacken immer mal wieder und so versuchten wir sie durch Auszeiten in Schuss zu halten. Es war das Ende der Turniersaison in Sicht, also ritt ich noch ein Turnier mit ihr und ließ es gut sein. Es folgte wieder eine Ruhephase, bis die Winterarbeit beginnen sollte. Das kuriose an der ganzen Sache war, dass nie etwas dick oder warm gewesen ist, auch der Tierarzt hatte keine Lösung parat und gab und Entzündungshemmer und hielt es auch für richtig, ihr immer Mal wieder eine Pause zu geben. Da wir dies schon vorher immer wieder gemacht haben waren wir mit dem Tierarzt einer Meinung und wollten abwarten. Währenddessen kam Conrado in mein Leben. Mein Plan war es eigentlich im nächsten Jahr, also 2016, mit beiden Pferden aufs Turnier zu fahren. Der Plan ging nicht in Erfüllung. Nach 3 Monaten Pause, begannen wir wieder langsam mit dem Aufbauprogramm, doch schon da, zeigte sie wieder Taktunreinheiten. Diesmal aber von hinten. Beim Schmied fing sie an die Hinterbeine nicht mehr richtig anzuheben, wenn sie neu Beschlagen werden sollte. Wir holten wieder den Tierarzt, hatten meine liebe Frau Doktor da, die regelmäßig zur osteopathischen Behandlung gekommen war. Beide diagnostizierten Arthrose in den Sprunggelenken. Was war nun zu tun? Leichte Arbeit wurde auf unsere To-do-Liste geschrieben, denn überhaupt keine Bewegung ist auch nicht gut. Mein Traum mit ihr in diesem Jahr in unserer ersten L-Dressur starten zu können wurde durch eine doch sehr traurige Entscheidung kaputt gemacht. Aber wenn es nicht mehr geht, dann geht es nicht. Da steht das Wohl des Pferdes an aller erster Stelle.

Wenig Arbeit – aber sie soll sich trotzdem regelmäßige bewegen. Den Part hat mein Papi zum größten Teil übernommen. Er ritt mit ihr regelmäßig ins Gelände und ging viel mit ihr Spazieren. Da er in den Jahren 2014 und 2015 eigentlich gar nicht zum Reiten gekommen war, hat es ihm umso mehr Spaß gemacht wieder im Sattel zu sitzen und sich den Wind um die Ohren wehen zu lassen. Und Lola ging es damit auch wieder besser. Sie ist immer ein hochmotiviertes Pferd und wird ganz wach sobald man sich in den Sattel geschwungen hat. So verging die Zeit und es schien sich alles wieder in geordnete Bahnen zu bewegen.

Oktober 2016: Wir alle Wissen, dass es manchmal alles anders kommt als man denkt. Wir haben alle „Regeln“ befolgt, jeden Rat angenommen wie wir unserer Prinzessin das Beste vom besten bieten können, damit es ihr mit dem Laufen besser geht. Doch wir sind auch keine Zauberer und können ihr neue Sprunggelenke schenken und das Gehen erleichtern. Es ist zur Zeit so, dass sie immer schlechter um die Ecke kommt, wenn sie aus dem Stall geholt wird und im Allgemeinen ihre gewisse Zeit benötigt, bis sie sich „eingelaufen“ hat. Das ist eigentlich nicht sehr dramatisch, sie ist nun mal schon 17 Jahre alt. Es ist wie bei uns Menschen, der eine ist mit 96 Jahren noch gut zu Fuß unterwegs und der andere kann mit 70 kaum noch ohne Gehhilfe ein Bein vor das andere setzen. Wenn es nicht mehr geht, dann geht es nicht mehr. Und deswegen ist es die fairste Entscheidung, sie nicht mehr zu reiten. Sie geht regelmäßig morgens in der Führanlage, darf jeden Tag auf die Weide.

Auch wenn ich weiß, dass es die beste Entscheidung ist sie in Rente zu schicken, ist es sehr schwer für mich in den Stall zu kommen und in ihre erwartungsvollen Augen zusehen, weil sie denkt es könnte jeden Moment los gehen. Sie zu Bitten zu verstehen, dass sie nicht mehr so viel machen darf, bricht mir das Herz, weil ich merke, dass sie es nicht wirklich versteht. Sie zeigt es, indem sie gegen die Wand tritt (nicht sehr förderlich für die Arthrose, dass weiß ich) oder quietscht, sobald man ihr nicht die volle Aufmerksamkeit schenkt, wie es beim Reiten wäre. Es tut weh, dass ich ihr nicht helfen kann und sie unglücklich ist. Ich will nicht, dass sie das Gefühl hat sie wurde abgeschoben oder eingetauscht gegen ein anderes Pferd. Deswegen versuchen wir so gut es geht sie immer mit Kuscheleinheiten und viel Abwechslung, dass Gefühl zu geben, dass sie nicht vernachlässigt wird.

Im Frühjahr kommt sie nun zu unseren anderen beiden Pferden, die schon lange als Omis auf der Weide stehen, und darf dort 24/7 mit Ihnen ihre Rente genießen. So hat mein Papa es mit jedem seiner Pferde bisher getan. Denn sie haben auch sehr viel für ihn oder im jetzigen Fall für mich getan. Man muss ihnen etwas zurück geben können. Und das geht doch nicht besser, als sie für den Rest ihres Lebens auf großen Weiden mit anderen Pferden ihren Ruhestand genießen zu lassen. Dort können sie tun und lassen was sie wollen.

Es wird die beste Entscheidung sein. Sie hat es verdient noch ein schönes Leben zu haben und bei uns zu bleiben bis es Zeit wird sie gehen zu lassen.