Conrado – der Weg in ein neues Zuhause

Conrado – der Weg in ein neues Zuhause

5. Januar 2017 Aus Von Viviane

Wir waren schon länger auf der Suche nach einem zweiten Pferd für mich. Wir sind kreuz und quer durch ganz Hessen gefahren und haben viele Pferde ausprobiert. Auf einer Verkaufsseite habe ich wunderschöne Schimmelstute gefunden, in die ich mich sofort verliebt habe. Aber leider stellte sich heraus, dass die kleine Maus absolut nicht zu mir passt. Sie war 4 jährig, noch ein wenig grün hinter den Ohren und hatte keinerlei Erfahrung.

Also ging die Suche weiter. Irgendwann kam meine Reitlehrerin auf die grandiose Idee, zu einem Reitstall bei uns in der Nähe zu fahren. Einfach mal so. Wir wollten uns umschauen. Telefoniert hatte sie bereits mit dem Eigentümer des Reitstalls. Gesagt – getan. Wir sahen uns unzählige Pferde an. Aber leider lagen alle über dem Budget, was uns zur Verfügung stand. Das Mädchen, das uns die Pferde zeigte, gab sich wirklich Mühe und hat uns alle Verkaufspferde gezeigt. Wir standen vor einer Box und unterhielten uns. Plötzlich biss mich so ein frecher Knirps einfach in den Arm. Nicht fest, aber so, dass ich es gemerkt habe. Jetzt kann man sich schon denken, wer es gewesen ist. Richtig. Es war Conrado. Ich hab mich sofort verliebt. Dieser freche Blick. Die wuschelige Mähne. Und er war auch noch ein Rappe. Insgeheim war es mein Traum wieder einen Rappen im Stall stehen zu haben, aber wer wusste das in dem Moment schon. Eine Woche später war es dann schon soweit. Mein Papa war zu dem Zeitpunkt im Urlaub und wusste von nichts. Das Probereiten verlief einwandfrei. Es stand fest: Conrado kommt zum Ausprobieren mit zu uns nach Hause.

Nach einer Woche kam mein Papi aus dem Urlaub zurück. Selbstverständlich musste er direkt in den Stall kommen. Ich war so aufgeregt. Endlich, das Auto von Papa kam angerollt und ich schleifte ihn direkt zu Conrados Box. Der war erst Mal sprachlos. Nun gut. Es vergingen 3 Wochen, Conrado war immer noch bei uns. Ich redete von nichts anderem mehr als von diesem Pferd. Wir redeten, diskutierten, planten. Aber eine Entscheidung war nicht in Sicht. Es wurde Zeit Abschied zu nehmen. Ich war auf dem Weg in den Türkeiurlaub. Total geknickt stieg ich in den Flieger. Das Thema Conrado und neues Pferd war für mich gegessen. Es vergingen ein paar Tage. Ich habe täglich mit meinem Papa über Video „telefoniert“.

Es ist der 28.10.2015: “Ich habe das Pony (Lola) gerade geschoren und Conrado auch„ erzählte mir mein Papa. Mein erster Gedanke war in dieser Sekunde “Stopp, hier ist was falsch!“ Ich hab ihn total doof an gemeckert und gesagt er kann doch kein Pferd scheren, dass nicht uns gehört. Mein Papa fing an zu lachen und meinte ganz trocken “Wer sagt denn, das es nicht dein Pferd ist?“ Da war bei mir alles vorbei. Ich hab angefangen zu heulen, zu lachen und durchs Hotelzimmer zu tanzen. Ich merkte nicht das mein Papa schon aufgelegt hatte. Ich rief ihn wieder an und bedankte mich weiß Gott wie oft bei ihm. Heulend. Aber er lachte nur und sagte “Aber erst Mal nur meckern“. So sind sie, die Frauen.

So ist Conrado in mein Leben getreten. Es war der schönste Augenblick in meinem Leben, den ich mir immer wieder gerne vor Augen halte. Ich werde das niemals vergessen. Ich bin meinem Papa für dieses Geschenk unendlich dankbar und würde es ihm am liebsten jeden Tag sagen.

Letztes Jahr begann für uns dann eine Zeit, die mit sehr vielen Höhen und Tiefen verbunden war. Nicht gesundheitlich. Ich rede vom reiterlichen. Es stellte sich raus, dass Conrado auf einem Auge nicht richtig sieht. Er nimmt nur Schatten wahr. Unsere erste gemeinsame Turniersaison gestaltete sich als eine lange Berg – und Talfahrt. Mit hohen Platzierungen, Traumnoten und einem Platz auf dem Treppchen. Allerdings gab es auch Tage, an denen wir wie von der Tarantel gestochen aus dem Viereck geschossen sind und an bremsen nicht zu denken war. Ich bin diesem Pferd trotzdem für alles sehr dankbar, denn mit jeder neuen Herausforderung wird man ein Stückchen besser. Und genau daran arbeiten wir für unsere kommende Turniersaison. Nicht nur dafür. Wir arbeiten an dem „besser werden“ für unseren gemeinsamen Weg als #Teamvogel.

Eileen Schreiner